Mein Märchenprinz mit Hang zu flüchtigen Kontakten
  
Dienstag, 22. Januar 2008
Der Tod
Wir haben geredet. Nicht wirklich über den Tod, aber über den Krebs und über die letztendliche Ursache, die ich noch immer nicht verstanden habe. Da erzählt man der verunsicherten Familie am Bett des augenscheinlich dahinsiechenden Patienten, dass er ja eigentlich kerngesund sei und man darum auch nichts mehr für ihn tun könne/ bräuchte. Vielleicht hat aber auch die Familie nur in den hoffnungsvollen Passagen zugehört und den Rest einfach mal ausgeklammert. Wer weiß das schon. Genauer nachfragen kann ich auch nicht, jetzt noch nicht, mit jedem Satz fiel es ihm schwerer überhaupt zu reden. Er ist wirklich die ganze Zeit dabeigewesen, sie haben um sein Bett herumgesessen und ihn in den Tod begleitet. Hochachtung empfinde ich dabei, weil ich wirklich weiß, wieviele Menschen einsam in einem abgedunkelten Krankhausabstellraum ihrem letzten Atem aushauchen. Als meine Großeltern gestorben sind, war ich auch Mitte Zwanzig irgendwas, meine Eltern haben mich hinterher lediglich darüber informiert, dass es vorbei ist, abends im Bett habe ich ein paar Tränen vergossen, ein stiller Anschied, die Teilnahme an den Beerdigungen war uns "Kindern" freigestellt.

Seine Sippschaft geht scheinbar anders damit um, drei Tage danach hält er sich bei mir nur stundenweise auf, den Rest verbringt er mit seiner Familie im Haus des Verstorbenen. Die wenige Zeit die er bei mir verbringt, nutzt er auch für Internetaktivitäten, nur hält ihn die Trauer auch in diesen Tagen nicht von seinem virtuellen Doppelleben ab. Und heute fand ich es regelrecht abstoßend. Viel näher kann ich darauf gar nicht eingehen, so wenig kann ich es verstehen.

Dieser Mensch ist und bleibt ein Rätsel für mich...

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